Du siehst es bildlich vor dir! Diese einzelne Szene! Die gesamte Geschichte! Sie ist so smooth, so wunderbar, greift perfekt ineinander.
In deinen Gedanken zumindest.
Denn wenn du dich an deinen Schreibtisch setzt, ist da gähnende Leere, Selbstzweifel, ein Dutzend Knoten in deinem Hirn.
Herzlichen Glückwunsch, dann geht es dir so wie mir diese Woche!
»Was? Wie dir?«, denkst du jetzt vielleicht. O ja, ich hab es zum ersten Mal getan. Ich habe meiner Lektorin einer Woche vor Abgabedatum ein unfertiges Manuskript mit den Worten HILFE geschickt.
Und wieso ich das zugebe? In Social Media sieht bei vielen das Schreiben so easy aus, wie das perfekte Leben in deinem eigenen Traum. Man wacht morgens mit dem Kitzeln der ersten Sonnenstrahlen auf, macht sich eine Tasse Chai Latte und eine gesundes Bowl, ehe man sich an seinen Schreibtisch setzt und ganz die Zeit vergisst, während man 10.000 Wörter aufs Papier knallt.
Psssst, ich verrate dir eins, Social Media ist nicht echt!
Denn Schreiben ist nicht immer ein Traum. Schreiben ist harte Arbeit! Und schreiben macht nicht immer Spaß.
»Ich hasse es zu schreiben, aber ich liebe es, geschrieben zu haben.«
Ganz so schlimm ist es bei mir nicht, ich liebe das Schreiben, zumindest in 80% meiner Schreibzeit. Ich liebe das Planen, das Ausarbeiten der Protagonisten, die Gestaltung fremder Welten, aber hin und wieder steht man sich dabei selbst im Weg.
Motivation ist der Schlüssel, denn ohne Motivation wirst du nichts längerfristig durchziehen, selbst wenn es einmal steinig wird.
Wie du motiviert bleibst, habe ich ja bereits in DIESEM (verlinken) Blogartikel geschrieben, jetzt geht es um die Frage:
Was also ist meine persönliche Motivation?
1. Meinungen von Menschen, deren Meinung ich schätze!
Meinungen von anderen sind Glück und Pech zugleich. Beim ersten Blick auf eine Kritik denkt man, der andere hat einfach keine Ahnung! Man kann sich nicht vorstellen, dass jemand dein Buch nicht liebt, in das du Wochen und Monate deiner Lebenszeit gesteckt hat.
Doch Kritik ist wichtig, um sich zu verbessern. Und Lob zündet den Motivationstornado wie nichts sonst!
Wenn mir jemand, den ich schätze, sagt, ich solle mich einkriegen, die Probleme, die ich mit meinem Manuskript habe, sind nur halb so schlimm, dann glaube ich ihm/ihr. Und krieg mich kurze Zeit später tatsächlich wieder ein.

2. In meine Bücher reinlesen
Hin und wieder schnappe ich mir ein Buch aus meinem Regal, das ich geschrieben habe, und lese rein. Nicht selten kommt es dann vor, dass ich hängenbleibe und denke: »Häh, echt, das hab ich geschrieben?«
Genauso verhält es sich während des Schreibens. Man ist in seinem Tunnel aus gedanklichen Bildern, die man versucht, auf das virtuelle Papier zu bringen. Je mehr man darüber nachdenkt, umso schwieriger wird es. Also heißt es, ich muss mich auf die Geschichte einlassen können, um wie die Protagonisten zu fühlen und diese Gefühle rüberbringen zu können.
Wenn ich mich besinne, dass ich das schon einmal geschafft habe, ist es einfacher, sich erneut aufzurappeln.
3. Schrottseite
Was soll das denn sein? Ich schnappe mir ein leeres Papier, und dabei ist es egal, ob du dir wirklich einen Zettel und Stift nimmst, oder ein Dokument öffnest.
Und dann schreibe ich alle meine Gedanken runter, setze niemals ab, höre niemals auf, einfach so, wie es mir einfällt. Das können auch merkwürdige Wörter sein, die nicht zusammenhängen, die Hauptsache ist, dass du schreibst und das am besten 5 Minuten am Stück!
Danach ist der Knoten meistens gelöst.
4. Abfinden und Abstand
Und in den ganz harten Fällen muss ich mich damit abfinden, dass es eben gerade nicht funktioniert. Man sollte seine Routine nicht verlieren, aber man kann sich auch nicht zwingen, etwas aufs Papier zu bringen.
Mach etwas anderes, geh eine Runde spazieren oder nimm dir den restlichen Tag ganz einfach frei.
Ein wenig Abstand bewirkt manchmal wahre Wunder!
In diesem Sinne kümmere ich mich heute um andere Dinge (wie diesen Blogartikel zu schreiben), plotte mein nächstes Buch und gehe dann erneut an die Sache ran.
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